Wie jeden Tag klingelte um 07:10 mein Wecker und ich
wachte in meinem Zimmer bei den Don Bosco Schwestern in der hässlichsten Stadt
Bénins (da ich nun schon ein bisschen was von diesem schönen Land gesehen habe,
kann ich das sagen), auf.
Über den Dächern Cotonous |
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg in die Vorschule, in der wir heute das
Französischlernen mal beiseite gelassen haben und sämtliche Spiele ausgepackt
haben. Die Kinder konnten also Perlen auffädeln, Dosen schießen, mit Bausteinen
spielen und Puzzle machen. Ich liebe es den Kindern beim Spielen zu zu schauen, doch bin ich immer froh, dass ich nicht alleine mit ihnen bin, denn die kleinen Rabauken wollen mir nicht so ganz folgen.
Die Kinder gehen nach Hause - Au revoir, Tata Anna! |
In der Pause erklärte mir die Erzieherin, mit der
ich zusammen arbeite, dass fast jeder Stoff der am Markt zu kriegen ist, einen
Namen bzw. eine Bedeutung hat.
So gibt es zum Beispiel einen Stoff der „Die Familie“ heißt,
auf dem Huhn, Hahn und Küken zu sehen sind oder einen mit Tabletten drauf, den
die Leute hier „Paracetamol“ (das wohl am meisten verwendete Medikament in
Bénin) nennen. Am Besten fand ich jedoch jenen auf dem Vögel abgebildet sind,
die aus ihrem Käfig ausbrechen, der „Wenn du fortgehst, geh ich auch fort“
heißt und aussagen will, dass man wenn der Mann abends noch außer Haus geht,
das Gleiche tun wird. Zu meiner Enttäuschung werden aber so wie fast alles was
am Markt zu kaufen ist, viele Stoffe in China produziert. Afrikanische Stoffe,
die auch wirklich in Afrika gemacht worden sind, gibt es so gut wie nicht mehr.
"Si tu sors - je sors!! - "Wenn du fortgehst, geh ich auch fort!" |
Ein Klassiker unter den Stoffen: "Fleure de Mariage" - "Hochzeitsblumen" |
Zu Mittag marschierte ich von der Vorschule bis zum „Haus
der Hoffnung“ wo ich jeden Tag zu Mittag esse - begleitet von zwei
Vorschulkindern, die ganz stolz meinen Helm trugen, der zu meinem ständigen
Begleiter, in der von Mopeds regierten Stadt Cotonou geworden ist. Dabei kam
ich an einer für mich seltsamen Vodoun – Opfergabe vorbei. Mit Mehl waren
Kreise auf den Boden gezeichnet, in denen, von einem beleibtem Mann-oben
ohne, Eier aufgeschlagen wurden.
Nach dem Essen ging’s zu Fuß durch den Markt zur Baracke wo
wir die jungen Marktverkäuferinnen empfangen. Vorbei an Taschen, Schmuck,
Stoffen, Kleidung – alles nach dem Motto „Um so mehr BlingBling/GlitzerGlitzer desto besser“ – weiter durch die
Fleischabteilung, wo mir ein paar tote Ziegenköpfe entgegenstarrten – bis zur
Baracke vor der die Mädchen schon angefangen hatten Seil zu springen. Ich
widmete mich also sogleich dieser Aktivität und erfuhr durchs Seilspringen,
dass ich 18 Kinder bekommen werde. Doch ansonsten bestand meine Aufgabe
hauptsächlich darin Streit zu schlichten und zu entscheiden wer als nächstes
dran kommt. Zum Abschluss spielte ich noch mit 2 Mädchen eine schnelle Runde
„Mensch ärgere dich nicht“ in einer Hardcore-Version, bei der man sich noch
viel mehr ärgern muss.
Wie viele Kinder wirst du bekommen? - 1,2,3,4,....... |
Nach der Arbeit war ich bei der Schneiderin. Statt der
empfing mich aber ihr dreijähriger Sohn der auf dem Tisch vor ihrem Atelier
saß. Er fragte mich „ wen ich denn bitte suchen wurde und dass ich bitte kurz
warten soll“ und kam mir dabei viel älter vor als er eigentlich ist. Als das
Lehrlingsmädchen, dass das Baby der Schneiderin auf dem Rücken trug, aus dem
Haus kam, wurde mir mitgeteilt, dass die Schneiderin gerade weg ist um in die
Messe zu gehen. Ich ließ also meine Stoffe – unter anderm „Die Familie“ und
einen Stoff mit der Heiligen Theresa – dort und suchte mir ein Mopedtaxi um
nach Hause zu fahren.
Zuhause angekommen kamen mir zwei Mädchen aus dem
Kinderheim, Raki und Florence, entgegen gesprungen und ich entschied mit ihnen
mitzukommen. Ein paar Mädchen spielten gerade ein Hüpfspiel und wollten es mir
unbedingt beibringen. 20 Minuten später und nach einigen Litern vergossenen
Schweiß kapierte ich das Spiel endlich. Nach einer schnellen Dusche ging’s auch
schon zum Essen mit den Schwestern und einen Stromausfall später sitze ich
hier, schreibe geschwind die Geschehnisse des heutigen Tages nieder und werde
jetzt gleich müde in’s Bett fallen.