Sonntag, 16. Februar 2014

Ja ich lebe noch – Nein, die Löwen haben mich nicht gefressen

Meine lieben Blogleserinnen und Blogleser,

1. Ja, ich lebe noch.
 Es tut mir Leid, dass ich so lang nichts von mir hören lassen habe, aber mein Leben wöchentlich in Worte zu fassen nimmt viel Zeit in Anspruch, die mir hier sprichwörtlich durch die Finger rinnt.
Die vielseitigen Einsatzstellen, in denen ich mithelfe, halten mich unter der Woche auf  Trab, die 100ten Kindernamen sind noch immer nicht gelernt und am Wochenende hält die pulsierende Stadt Cotonou immer ein Programm für uns bereit. So ist es für mich ein richtiger Genuss wenn ich einen Abend für mich habe um ein Buch zu lesen oder im winterlich heißen Bénin zu häkeln.

Das Häkelfieber hat mit mir gleich noch sämtliche Mädchen aus den Projekten gepackt und wenn man etwas lockerer häkelt, lässt sich das Ganze auch mit dem beninischen Klima vereinbaren. Nur die „Frau Häkellehrerin“ wird dabei an ihre Grenzen gelockt, wen 10 Mädchen gleichzeitig und jetzt sofort eine trendy Häkelmütze produzieren wollen aber noch nicht mal wissen was eine Häkelnadel ist. Das wird also wohl noch ein längeres Projekt, dass sowohl ihre als auch meine Geduld auf die Probe stellt. Sowohl in der SOS-Baracke am Markt, als auch im Maison du Soleil, wo junge Mütter mit ihren Kindern untergebracht sind, werde ich also jetzt nur mehr empfangen, wenn ich einen Sack voll Wolle dabei habe.

2. Nein, die Löwen haben mich nicht gefressen.
Ein weiterer Grund meiner kargen Internetpräsenz sind die Löwen, die ich unbedingt sehen aber ihnen ja nicht zu nahe kommen wollte.
Da ich Besuch aus Österreich bekommen habe konnte ich eine Reise in den Norden Bénin’s machen, denn die wilden Tiere halten sich ja bekanntlich nicht gern in großen Städten auf. Auch ich wäre gern ein bisschen länger im ruhigen Norden des Landes geblieben. Die meisten Leute wohnen zwar im dicht besiedelten Süden Bénins mit den zwei großen Städten Cotonou und Porto Novo, doch im Norden findet man richtig schöne Natur, kleine Dörfer mit Lehmhütten und für uns wohl am Interessantesten einen Nationalpark mit so einigen Tieren. Der größte Stolz des Parkes Pendjari sind die Geparden, die aber so rar sind, dass sie so gut wie keiner zu sehen bekommt. Dafür sahen wir aber um so mehr Elefanten, Krokodile, Büffel, Nilpferde, Antilopen, Affen, Warzenschweine (sehr lustige Tiere!) und sogar die Löwen, bei denen es auch Glückssache ist, ob man sie zu sehen bekommt. Laut einem Zeitungsartikel leben nämlich nur 1 Prozent der 35000 Löwen Afrikas in Westafrika und auch die sind gefährdet, weil ihnen die Menschen angeblich immer mehr auf die Pelle rücken und ihre Jagdgebiete zur Landwirtschaft nutzen. Diesen Eindruck hatte ich aber nicht, denn um in den Teil des Parkes zu kommen wo die Tiere leben mussten wir erstmal 1-2 Stunden über mäßig gute Lehmstraßen holpern. Dann wurden wir aber wirklich belohnt und konnten uns mit Polstern auf das Dach unseres Auto setzen, wobei das nicht die Luxusversion war, denn viele Leute hatten richtig gemütlich Sitze aufs Dach montiert. Bénin ist wohl wahrlich kein Safaritourismus-Land doch wir trafen doch noch auf einige andere Touristen, da es innerhalb des Parkes nur ein Hotel gibt, dessen Preise dementsprechend hoch sind.  Safari zu machen ist also wirklich nicht billig, doch schon ein ganz besonderes Erlebnis! Obwohl wir am Dach des Autos saßen, sah der geschulte Blick unseres Guides, der unten saß schon viel früher wenn sich ein Tier näherte. So auch bei der Löwin die ganz gelassen vor unser Auto spazierte und vor uns auf dem Weg spazierte. Erst hatte ich richtig Angst und wollte den Guide am liebsten daran hindern ihr jetzt noch auf 5 Meter Abstand hinterher zu fahren. Doch dann bemerkten wir, dass sie uns ganz und gar nicht beachtete und konnten sogar noch Fotos machen. Leider keine sehr tollen, da wir nicht so wie alle anderen mit riesigen Apparaten gekommen waren.

Die gelassene Löwin.



Die roten Lehmstraßen im Park Pendjari

Rund um einen Wasserfall beim Eingang des Parkes


Auf jeden Fall war es ein Schock als wir wieder in die Dunstwolke Cotonous, den Lärm, den Verkehr, die Abgase und die schwülheiße Hitze (im Norden war das Klima um einiges kühler und angenehmer) zurückkehrten. Doch schon nach ein paar Tagen hat man sich wieder an das turbulente Stadtleben gewöhnt.

Cotonou hat mich wieder.