Donnerstag, 20. März 2014

Verspäteter Fasching im Foyer

Da der Fasching hier eigentlich nicht gefeiert wurde, ging er lautlos an mir vorüber. Umso mehr merke ich aber jetzt, dass Fastenzeit ist. Ob in der Kindermesse, im Foyer (Kinderheim) oder beim Oratorio (sonntäglicher Spieltag - offen für alle Kinder aus dem Viertel) wird mit den Kindern besprochen, dass man in der Fastenzeit „brav“ ist und mit den anderen teilt.

Ich habe heute mit den Mädchen aus dem Foyer meine Freude am Basteln geteilt und einen verspäteten Fasching veranstaltet und das ist dabei heraus gekommen:




Bevor es aber zu diesem Foto kam, musste ich mir erst eine Gruppe von Mädchen suchen, die nicht gerade Hausaufgaben macht, in der Küche hilft oder im großen Garten des Foyers arbeitet. Dann half ich ihnen dabei, die Augen auszuschneiden, denn das stellte sich als etwas schwierig heraus. Natürlich wollten sie dann, dass ich ihnen auch beim Aufkleben und Anmalen helfe. „Tataaaaaa, ich kann das nicht!“ – „Oh doch, du kannst das!!“ Sie konnten es wirklich – wenn auch manchmal der Kleber etwas zu fest gedrückt wurde und wir in einem Klebersee baden durften.
Als wir fertig waren, hieß es noch das Schlachtfeld aufzuräumen und dann gingen wir über zum Fotoshooting im Garten.









Donnerstag, 6. März 2014

Single Stories

Yovo, Yovo Bonsoir! Ca vien bien, merci! Et vous?
(Weiße, Weiße, Guten Abend! Mir geht’s gut, Danke! Und ihnen?)

Ich hab’s noch nie gezählt aber ich will gar nicht wissen wie oft am Tag ich das  zu hören bekomme. Die Kindern Cotonous singen den Yovo-Song einzeln oder in Chören sobald – auch wenn’s nur von Weitem ist- ein Weißer/eine Weiße zu sehen ist.
Es gibt verschiedene Phasen was meine Reaktion darauf betrifft. Manchmal find ich es richtig erfrischend andauernd angesprochen zu werden und antworte sogleich. Doch oft  nervt es einfach nur mehr dauernd aufzufallen und sich teilweise richtig beobachtet zu fühlen wenn man auf der Straße geht. Vor allem weil es ja nicht nur die Kinder sind! Man muss ich vorstellen man geht auf der Straße, ein Auto fährt vorbei, ein Mann lehnt aus dem Fenster und schreit einfach mal so im Vorbei fahren „Yovo!“.  Oder man will eine Orange kaufen, wird dabei mit „Yovo!“ begrüßt, zahlt dann den doppelten Preis und wird auch noch gefragt ob man nicht seine Schuhe herschenken will. Wenn man dann auch noch auf einen Mopedtaxi-Fahrer stößt, der einem direkt ins Gesicht sagt, dass man wie eine Beninerin verhandelt und das wohl gar nicht geht, denn Weiße müssen nun mal mehr bezahlen, stell ich mir echt die Frage: Ist das Rassismus?

Als ich einen Béniner mit dieser Frage konfrontiert habe wurde sofort abgewinkt und lang und breit erklärt, dass das ja alles nur lieb gemeint ist und weiß für viele nun mal gleich reich bedeutet. Versteh ich ja auch, dass man da dann holen will was es zu holen gibt, denn das Leben hier ist wirklich teuer! Bücher, Laptops und Autos kosten bei einem  durchschnittlich viel geringerem Gehalt so viel wie bei uns.
Es stimmt ja auch, dass für mich die 50 Cent für’s Mopedtaxi fahren nicht viel sind, aber wenn man hier längere Zeit wohnt und immer mehr bezahlt, läppert sich schon einiges zusammen. Doch für viele Beniner gibt es nun mal eine Single Story über Weiße, in der die Hautfarbe gleich enormes Reichtum bedeutet.

Genauso wie meine Single Story über Afrika! Auch wenn ich es nicht wollte hatte ich so ein gewisses „Bild von Afrika“ im Kopf, in dem eben eher alte Schrottautos als neue, glänzende Geländewagen vorkamen. Es gibt beides hier! Ich frage mich auch warum ich mein Smartphone und meine ganze schöne Kleidung daheim gelassen habe. Ich komme mir teilweise echt underdressed und mit meinen Aufklapphandy ein bisschen veraltet vor.


Ich empfehle euch sehr dieses Video anzuschauen, in dem es genau um dieses Thema der Single Stories geht....

TED: The danger of a single story