Donnerstag, 6. März 2014

Single Stories

Yovo, Yovo Bonsoir! Ca vien bien, merci! Et vous?
(Weiße, Weiße, Guten Abend! Mir geht’s gut, Danke! Und ihnen?)

Ich hab’s noch nie gezählt aber ich will gar nicht wissen wie oft am Tag ich das  zu hören bekomme. Die Kindern Cotonous singen den Yovo-Song einzeln oder in Chören sobald – auch wenn’s nur von Weitem ist- ein Weißer/eine Weiße zu sehen ist.
Es gibt verschiedene Phasen was meine Reaktion darauf betrifft. Manchmal find ich es richtig erfrischend andauernd angesprochen zu werden und antworte sogleich. Doch oft  nervt es einfach nur mehr dauernd aufzufallen und sich teilweise richtig beobachtet zu fühlen wenn man auf der Straße geht. Vor allem weil es ja nicht nur die Kinder sind! Man muss ich vorstellen man geht auf der Straße, ein Auto fährt vorbei, ein Mann lehnt aus dem Fenster und schreit einfach mal so im Vorbei fahren „Yovo!“.  Oder man will eine Orange kaufen, wird dabei mit „Yovo!“ begrüßt, zahlt dann den doppelten Preis und wird auch noch gefragt ob man nicht seine Schuhe herschenken will. Wenn man dann auch noch auf einen Mopedtaxi-Fahrer stößt, der einem direkt ins Gesicht sagt, dass man wie eine Beninerin verhandelt und das wohl gar nicht geht, denn Weiße müssen nun mal mehr bezahlen, stell ich mir echt die Frage: Ist das Rassismus?

Als ich einen Béniner mit dieser Frage konfrontiert habe wurde sofort abgewinkt und lang und breit erklärt, dass das ja alles nur lieb gemeint ist und weiß für viele nun mal gleich reich bedeutet. Versteh ich ja auch, dass man da dann holen will was es zu holen gibt, denn das Leben hier ist wirklich teuer! Bücher, Laptops und Autos kosten bei einem  durchschnittlich viel geringerem Gehalt so viel wie bei uns.
Es stimmt ja auch, dass für mich die 50 Cent für’s Mopedtaxi fahren nicht viel sind, aber wenn man hier längere Zeit wohnt und immer mehr bezahlt, läppert sich schon einiges zusammen. Doch für viele Beniner gibt es nun mal eine Single Story über Weiße, in der die Hautfarbe gleich enormes Reichtum bedeutet.

Genauso wie meine Single Story über Afrika! Auch wenn ich es nicht wollte hatte ich so ein gewisses „Bild von Afrika“ im Kopf, in dem eben eher alte Schrottautos als neue, glänzende Geländewagen vorkamen. Es gibt beides hier! Ich frage mich auch warum ich mein Smartphone und meine ganze schöne Kleidung daheim gelassen habe. Ich komme mir teilweise echt underdressed und mit meinen Aufklapphandy ein bisschen veraltet vor.


Ich empfehle euch sehr dieses Video anzuschauen, in dem es genau um dieses Thema der Single Stories geht....

TED: The danger of a single story

5 Kommentare:

  1. hallo die anna! haben grad über dich und einen potentiellen besuch geplaudert - und ich dachte, es ist mal an der zeit mich zu melden und dich wissen zu lassen, dass ich deinen blog mit begeisterung lese... :-) ich finds toll wie du das durchziehst, die guten wie die weniger guten erfahrungen erfahrungen verarbeitest und sowieso und überhaupt! bin schon gespannt auf all die anderen stories, die nicht hier im internet landen! glg aus wien (wo der frühling erfreulicher weise früh losgeht dieses jahr und schon die ersten blümchen blühen), christl

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  2. Hallo Anna!
    Coole Sache das mit der Einbindung dieses TED Talks. Und äußerst interessanter Artikel, der Fragen aufwirft.
    Danke dafür!

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  4. Dein Beitrag lädt uns Alle ein, nachzudenken.
    Danke

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